Nicht jeder hat die Chance ein halbes Schuljahr im Ausland verbringen zu dürfen. Einer der Glücklichen ist unser Jung-Quarterback David Lehmann, welcher das letzte halbe Jahr in Kanada an der Sir John A. Macdonald High School in Nova Scotia verbringen durfte. Wir blicken mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge auf dieses Abendteuer von David, denn wir hätten Ihn natürlich auch diese Saison im Team gebraucht. Freuen uns aber, dass er dieses Abendteuer erleben durfte, auch wenn sich die Chance Canadian Football (American Football Regeln gibts es hier) spielen zu dürfen leider nicht ergeben hat (keine HighSchool Football Season). Dafür gabs eine ordentliche Portion Rugby.
Wir haben David ein paar Fragen zu seinem Aufenthalt in Kanada gestellt und Ihn gefragt wie es ihm gefallen hat und ob er für den einen oder anderen Tipp für Alljene hat, die mit dem Gedanken spielen ein Auslandssemester an einer High School oder an einem Collage zu absolvieren.
EAGLES: David, du bist jetzt knapp ein halbes Jahr in Kanada in einer High School in Nova Scotia, also im Osten des Landes. Wie ist es so?
DAVID: Es ist unglaublich. Und es ist wirklich schwer all diese Erlebnisse und Eindrücke in Worte zu fassen. Ich habe auf diese Gelegenheit, ein Semester im Ausland zu verbringen, vier Jahre lang gewartet und jetzt ist dieses großartige Erlebnis schon fast wieder vorbei. Um ehrlich zu sein, ich möchte eigentlich nicht mehr zurück. Am Anfang ist es schon etwas gewöhnungsbedürftig auf einmal in einem ganz anderen Land ohne seine Familie zu verbringen und sich erstmals alleine zurecht finden zu müssen. Aber das soll keinen abschrecken! Es ist nun mal anders als zu Hause und wenn man es wirklich will und offen für neues ist, wird das auch kein Problem darstellen.
Ich, für meinen Part, konnte es die ersten paar Tage nicht realisieren, dass ich jetzt für sechs Monate in Kanada sein werde – es fühlte sich einfach nur surreal an. Aber nach ungefähr ein bis zwei Wochen habe ich mich an die Schule und restlichen Umstellungen gewöhnt und angepasst. Meine Gast-Familie ist sehr nett und locker – Ich habe (zum Glück) nur eine handvoll Regeln zu beachten. Ich war schon immer gerne unterwegs und interessiert in neue Erlebnisse, deshalb fiel es mir relativ leicht neue Freunde zu finden.Seitdem unternehme ich jeden Tag etwas – entweder gehe ich ins Gym, treffe mich mit Freunden und gehe essen oder spiele Rugby.
Meine Woche ist immer sehr durchplant – daher ist mir aber nie fad. Es ist eine unfassbare Zeit und ich bin mehr als dankbar, dass mir meine Eltern diesen „Urlaub“ ermöglicht haben und von Anfang an meine Entscheidung, ein Semester im Ausland zu verbringen, unterstützt haben.
EAGLES: Die Canadian High School Football Season war leider schon vor deiner Ankunft vorbei. Aber du hast eine spannende und gute Alternative gefunden, richtig?
DAVID: Ja, leider, dafür hätte ich im ersten Halbjahr in Kanada sein müssen. Aber ich habe somit die Gelegenheit gehabt Rugby auszuprobieren – und es macht mega Spaß. Bis auf das Tacklen könnten diese beiden Sportarten nicht unterschiedlicher sein. Das Team ist richtig cool und ich habe dadurch einige neue Freunde gefunden.
Ich kann es jedem, der überlegt eine HighSchool im Ausland zu besuchen, nur ans Herz legen, sich für eine Sportart anzumelden. Es erleichtert den ganzen Freunde-finden-Prozess um einiges. Rugby macht sehr viel Spaß und es gibt für jeden Körpertyp eine passende Position. Wir haben letzte Woche die Metro/Regional League gewonnen (zum vierten Jahr in Folge) und werden uns am 31. Mai und 1. Juni bei den Provinzmeisterschaften behaupten und hoffentlich auch dort als Champion hervorgehen.
EAGLES: Wie sieht es in Kanda in Sachen schulischer und sportlicher Ausbildung im Vergleich zu Österreich aus? Wie sieht dein Schultag eigentlich so aus?
DAVID: Wo fange ich da am Besten an? Die schulische Ausbildung ist schon ein wenig ein Witz im Vergleich zu Österreich. Ich habe bis jetzt kein einziges Mal für einen Test gelernt oder Hausübung zu Hause erledigt – alles was ich erledige, erledige ich in der Schule und das reicht vollkommen. Weiters haben die Schüler hier maximal vier Unterrichtsgegenstände pro Halbjahr.
Mein normaler Schulalltag schaut so aus: Um 8:50 nehme ich den Schulbus (und zwar den klassisch amerikanischen gelben Schulbus) und fahre zur Schule. Der Unterricht startet um 9:15 und jedes Fach dauert 1h 15min nach den ersten zwei Unterrichtseinheiten habe ich Lunch-Pause von 11:50 – 12:40 Uhr. Danach habe ich nochmals zwei Unterrichtseinheiten und um 3:15 Uhr kann ich dann nach Hause fahren. Der Unterricht ist nicht gerade abwechslungsreich oder schwer – also da braucht sich keiner Sorgen machen. Auf der anderen Seite ist die sportliche Ausbildung um Welten besser. Jede Schule hat ein Schulteam für so gut wie jeden Sport den man sich vorstellen kann.
Manche Sportarten wie American Football oder Hockey werden mehr gefördert als andere (Track and Field, Fußball, …), dass kommt aber auch sehr stark auf die Schule an und in welchen Sportarten die Highschool erfolgreich ist. Aber ja, die sportliche Ausbildung ist um einiges besser als in Österreich und ich finde es nicht nur schade, dass in Österreich die meisten Schulen so wenig Wert darauflegen, sondern auch, dass in Österreich nur ein paar Sportarten gefördert werden und nicht wie in Kanada so gut wie jeder Sport.
EAGLES: Die Kanadier sind ja bekanntlich sehr gastfreundlich und nett? Wie hast du das wahrgenommen bzw. kannst du diese Annahme belegen/wiederlegen?
DAVID: Ja, Kanadier sind sehr gastfreundlich, aber das nur auf der Oberfläche. Sie grüßen, man bedankt sich beim Busfahrer wenn man den Bus verlässt, sie helfen einem weiter wenn man eine Frage hat/Hilfe braucht – und das sind nur wenige Beispiele. Die meisten Kanadier sind sehr nett, aber tiefe Freundschaften sind nicht leicht zu knüpfen. Freunde finden ist daher nicht sehr leicht, aber das bitte nicht falsch verstehen, wenn man es will findet man Freunde relativ schnell. Ich würde, wie bereits erwähnt, nur empfehlen schnell in irgendeinem Sport zu partizipieren und nicht zu viel Zeit mit den restlichen Austauschschülern verbringen. Der letzte Punkt hört sich vielleicht bisschen kalt an, aber es hilft wirklich, denn normalerweise hat jede Schule eine Gruppe von Austauschschülern und die sitzen beispielsweise in der Pause zusammen.
Es mag vielleicht am Anfang einfach sein neue Freunde unter den anderen Austauschschülern zu finden, da jeder das gleiche Problem hat und versteht wie schwer es ist Kanadier als Freunde zu finden, aber wenn man von Anfang an versucht sich Kanadiern anzuschließen geht das alles viel schneller – und man lernt besser Englisch. Und bitte Kanadier ist nur ein Synonym für die jeweiligen „Einheimischen“ – man kann das auf alle anderen Länder umwälzen.
EAGLES: Was würdest du alljenen empfehlen/raten die auch mal ins Ausland möchten? Also egal ob Kanada oder USA?
DAVID: Ja, auf jeden Fall! Egal ob Kanada, USA, Australien, Neuseeland oder wo ganz anders – es ist eine unglaubliche Erfahrung, die ich nie in meinem Leben vergessen werde! Es ist einfach unfassbar. Ich würde es jeder und jedem, die/der wirklich ein paar Monate im Ausland verbringen will, ans Herz legen diese Chance zu nützen solange man die Gelegenheit hat und die hat man mal nur in der Oberstufe und im Studium. Weiters würde ich es jedem empfehlen ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen. Die Zeit verrennt so schnell und ich würde es, wenn ich nochmals die Möglichkeit hätte, ein ganzes Jahr machen. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die ich froh bin ausgenutzt zu haben.
EAGLES: Und noch zum Abschluss eine kulinarische Frage: Poutine und Ahorn Sirup oder doch lieber Schnitzel und Käsekrainer? 🙂
DAVID: Hahaha, definitiv Schnitzel und Käsekrainer! Ich vermisse die österreichische Küche schon etwas. Poutine ist etwas gewöhnungsbedürftig aber nicht schlecht und Ahorn Sirup – Kanadier essen weder Pancakes noch Waffeln ohne ihren Sirup!
Nach seinem Abendteuer in Kanada und den Entzug von American Football, freut sich David sicherlich wieder auf das Team und auf eine Portion Tackle Football. Wir freuen uns, ihn wieder bald im Team begrüßen zu dürfen und wünschen auf diesem Weg noch einen tollen Aufenthalt in Kanada und eine gute Heimreise! #goeagles #eaglesabroad #david